„Parlano italiano“ im Ganztagsgymnasium : Datum: Autor: Autor/in: Claudia Pittelkow

Als „Umweltschule“ kann das Gymnasium Dörpsweg in Hamburg schon lange punkten. Jetzt ist die offene Ganztagsschule, an der alle Verantwortung für die Schulentwicklung übernehmen, auf dem Weg zur Europaschule.

Schriftzug und Laubblatt in strahlendem Weiß auf grünem Hintergrund: Das Logo des Gymnasiums Dörpsweg in Eidelstedt ist passend gewählt, liegt doch die Schule am grünen nordwestlichen Stadtrand Hamburgs und wurde mehrfach als Umweltschule ausgezeichnet. Traditionell liegen die Stärken der offenen Ganztagsschule im naturwissenschaftlichen und mathematischen Bereich. Doch aktuell hat sich das Gymnasium neue Ziele gesteckt: „Wir möchten Europaschule werden!“, sagt Schulleiter Dr. Cornelius Motschmann. 

Den Titel „Europaschule“ dürfen nur Schulen führen, die sich in ihrem Schulprofil bewusst eine besondere europäische Ausrichtung gegeben haben. Mit seinem erweiterten Fremdsprachenangebot sowie einem zusätzlichen bilingualen Zweig ist das Gymnasium Dörpsweg dafür bestens gerüstet. Motschmann: „Wir bieten unseren derzeit rund 840 Schülerinnen und Schülern neben den klassischen Unterrichtsfächern einen bilingualen Englischzweig, der zwei Jahre Fachunterricht auf Englisch beinhaltet.“ Als zweite Fremdsprache steht ab Klasse 6 neben Latein und Französisch neuerdings auch Italienisch zur Wahl – ein bundesweit eher seltenes Angebot. Zusätzlich wird Italienisch in der Unterstufe als Profil angeboten. 

Spallino und Meyer
Anne Katrin Meyer (l.) und Giuseppe Spallino © Claudia Pittelkow

„Unser Italienisch-Angebot als zweite Fremdsprache ist ein Alleinstellungsmerkmal, in Hamburg und ganz Norddeutschland“, betont Giuseppe Spallino, Fachreferent für Italienisch in der Schulbehörde und seit letztem Jahr Lehrer am Gymnasium Dörpsweg. Der erste Kurs mit 29 Schülern ist in diesem Schuljahr gestartet. Vor gut einem Jahr sei in den 5. Klassen dafür geworben worden – mit unverhofftem Erfolg: 47 Schüler wollten in den Italienisch-Kurs, sodass ausgelost werden musste, wer einen der 29 begehrten Plätze bekommt. Spallino: „Ich war überrascht, dass es so viel Zuspruch gab. Italienisch und Französisch sind nun gleich stark angewählt.“ 

Das Angebot werde bereits nachgefragt. So gebe es beispielsweise in der benachbarten deutsch-italienisch bilingualen Grundschule Döhrnstraße zwei Schülerinnen, die mit dem Wechsel aufs Gymnasium später die Möglichkeit hätten, das Lernen in ihrer Muttersprache fortzusetzen, zunächst in einem freiwilligen Italienisch-Konversationskurs am Nachmittag, dann als zweite Fremdsprache in Klasse 6. Giuseppe Spallino: „Unser Ziel ist, den Kurs bis zum Abitur zu bringen!“

Von A wie Aquariums- bis Z wie Zeitungs-AG

Sein offenes Ganztagsangebot bietet das Gymnasium Dörpsweg für die Jahrgänge 5 bis 8 in Kooperation mit dem Sportverein Eidelstedt über die SVE Bildungspartner gGmbH bis 16 Uhr an. Es beginnt mit einer 50-minütigen Mittagspause, in der die Hausaufgaben erledigt werden können. „Viele Eltern wünschen sich das, deshalb bieten wir einen Hausaufgabenclub an“, sagt Jörg Schwager, Ganztagskoordinator der Schule. Neben zahlreichen Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag – von A wie Aquariums- bis Z wie Zeitungs-AG – gehören drei freiwillige zusätzliche Profil-Wahlkurse zum Schulalltag am Dörpsweg, darunter ein Vorbereitungskurs auf den bilingualen Zweig. 

Die Wahlkurse und AGs stehen allen Schülerinnen und Schülern bis 14 Jahren offen, die für den Ganztag angemeldet sind. Das abwechslungsreiche Kursprogramm wird von einem wöchentlich wechselnden Sport- und Spieleangebot des Kooperationspartners SVE ergänzt. Wenn Ganztagskoordinator Schwager an seine Anfangszeit im Jahr 2014 zurückdenkt, erinnert er sich an höchstens 25 Kinder in der Nachmittagsbetreuung. Inzwischen hat sich die Zahl der Anmeldungen vervierfacht: Rund 100 Kinder, überwiegend der 5. Klassen, nutzen aktuell das Ganztagsangebot. Schwager: „Der Ganztag ist die Schnittstelle von Unterricht und Freizeit. Das zu gestalten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe!“ 

Schulhof
© Gymnasium Dörpsweg

Unterstützung erhält er von Maren Boesch, pädagogische Leiterin beim Kooperationspartner SVE. „Der SVE ist ein starker Partner im Sportbereich, aber auch in konzeptioneller Hinsicht“, betont Jörg Schwager. Auf dem Vereinsgelände direkt neben der Schule wird gerade eine neue Freilufthalle mit Skateranlage gebaut. „Es gibt noch viel Potenzial im Sportbereich“, so Maren Boesch, bereits jetzt gebe es viele gemeinsame Kurse. Aus der lockeren Zusammenarbeit, die schon seit vielen Jahren besteht, wurde 2019 eine feste Kooperation, die Schulleiter Motschmann gerne noch vertiefen möchte: „Gerade im Bereich der Inklusion bietet die Kooperation mit dem SVE der Schule und den Schülern noch viele zusätzliche Möglichkeiten.“

Ganztagsangebote als Türöffner für weitere Themen

Während im Sport- und Spielebereich besonders Fußball und Monopoly gefragt sind, erfreut sich bei den Arbeitsgemeinschaften die Umwelt-AG großer Beliebtheit. Hier betreuen Schülerinnen und Schüler bestehende Projekte wie das Aquarium, den Schulteich oder das Insektenhotel und setzen gleichzeitig neue Ideen für das Profil der Schule als Umweltschule in Europa um. Seit 1994, seit es das Label gibt, ist die Schule regelmäßig als Umweltschule zertifiziert worden, und seit 2007 darf sie sich Umweltschule in Europa nennen.

„Im aktuellen Schuljahr kümmert sich die AG um unsere Bienenstöcke“, berichtet Jörg Schwager. Das Projekt begeistert auch Schulleiter Cornelius Motschmann, der stolz die neuen Bienenstöcke im Schulgarten zeigt, die erst im vergangenen Jahr aufgestellt wurden. Der erste Imkerkurs im Sommer hat noch keinen Honig hervorgebracht, da das Equipment nicht ausreichte, doch auf lange Sicht soll hier echter Honig produziert werden. „Die Auseinandersetzung mit Bienen ist ein Türöffner für weitere Themen“, so Motschmann.

Noch eine weitere AG ist überaus beliebt – und stärkt gleichzeitig Selbstbewusstsein und soziales Engagement: der Schulsanitätsdienst. Schülerinnen und Schüler ab Klasse 7 werden hier vom Deutschen Roten Kreuz sorgfältig ausgebildet. Pflaster, Verbände, Erstversorgung – im Notfall weiß das Schulsanitäterteam, was zu tun ist. Der stellvertretende Schulleiter Fabian Hawighorst erinnert sich an einen Schüler mit gebrochener Hand. „Der Rettungsdienst war begeistert von der Erstversorgung unserer Schulsanitäter!“ Im Schulalltag haben immer zwei Schülerinnen oder Schüler Rufbereitschaft, können über Walkie-Talkies zur Unglücksstelle gerufen werden und dann Erste Hilfe leisten. Hawighorst: „Der direkte Kontakt zum Patienten ist allerdings erst ab Klasse 9 erlaubt, wenn genug Erfahrung da ist.“

Alle übernehmen Verantwortung für die Schul- und Unterrichtsentwicklung

Ernährungspyramide
© Gymnasium Dörpsweg

Ein traditionell starkes Angebot macht das Gymnasium seinen Schülerinnen und Schülern auch im MINT-Bereich. Im Ganztag gibt beispielsweise die Natex-AG – Natex steht für „Naturwissenschaftliches Experimentieren“ – ihnen die Möglichkeit, am gleichnamigen Wettbewerb teilzunehmen. „Hierfür experimentieren und forschen sie zu jährlich wechselnden naturwissenschaftlichen Fragestellungen“, erläutert Dr. Anne Hegerfeldt, die Ansprechpartnerin für die MINT-Fächer. Sowohl in den Unterrichtsfächern als auch im Wahlpflichtbereich gibt es ein solches Angebot. Im Fach Natur und Technik in Klasse 5 und 6 werden die Schülerinnen und Schüler an naturwissenschaftliches Arbeiten herangeführt.

Wer mag, kann ab Klasse 8 zusätzlich zum Fachunterricht noch im Forscherkurs mitarbeiten. Anne Hegerfeldt: „Der Forscherkurs ist ein offenes Unterrichtsangebot, in dem die Schülerinnen und Schüler eigenständig an selbst gewählten Projekten arbeiten, die oft auch beim Wettbewerb ‚Jugend forscht‘ eingereicht werden.“ 2018 erzielte die Schule den Schulpreis „Jugend forscht“. Aktuell arbeiten Schüler in einem Projekt an CO2-Ampeln, die anzeigen, wann aufgrund zu hoher CO2-Konzentration gelüftet werden sollte.

Zuletzt bleibt die Steuergruppe des Gymnasiums zu erwähnen, die durch Mitsprache bei der Schul- und Unterrichtsentwicklung die Qualität der Schule verbessern möchte. Die 2008 gegründete Arbeitsgruppe wurde im Schuljahr 2013/2014 auch für Schülerinnen und Schüler und für Eltern geöffnet. „Gemeinsam übernehmen damit alle Verantwortung für den Schulentwicklungsprozess“, erklärt Anne Katrin Meyer, Abteilungsleiterin für die Klassen 8 bis 10 und Ansprechpartnerin für das Gremium. Die Steuergruppe begleitet die einzelnen Projektgruppen, die sich mit Themen wie „Einbindung digitaler Tools“, „Rhythmisierung im Ganztag“ oder der „Stundentafel“ befassen.

Die letztgenannte Projektgruppe hat dazu beigetragen, dass 2018 der Unterricht auf eine neue Stundentafel umgestellt wurde. Anne Katrin Meyer: „Lehrerarbeitsplätze wurden umgebaut, sodass jede Lehrerin und jeder Lehrer nun einen eigenen Arbeitsplatz hat. Und es gibt bei uns nun keine Einzelstunden mehr, nur noch Doppelstunden.“ Die Steuergruppe trifft sich einmal im Monat. Es gilt „das Prinzip des freien Stuhls“, alle interessierten Personen der Schulgemeinschaft können an den Sitzungen teilnehmen.

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