Grundschulen werden zu Ganztagsschulen
Senatoren Rabe und Scheele geben Startschuss für flächendeckende Einführung von Ganztagsbetreuung an Grundschulen mit deutlich verbesserten Bedingungen
In den nächsten drei Jahren sollen fast alle Hamburger Grundschulen zu Ganztagsschulen werden. Am Donnerstag, 1. September 2011, gaben Schulsenator Ties Rabe und Sozialsenator Detlef Scheele den Startschuss für eine der umfassendsten Reformen der nächsten Jahre. Der flächendeckende Ausbau beginnt mit dem kommenden Schuljahr, ab dem Schuljahr 2013/2014 sollen dann alle Grundschulkinder an der Ganztägigen Bildung und Betreuung an Schulen (GBS) teilnehmen können. Die Betreuung ist in der Zeit zwischen 8 und 16 Uhr kostenlos. Die Teilnahme ist freiwillig, die Eltern müssen ihr Kind nur anmelden. Schul- und Sozialbehörde rechnen mit 40.000 Kindern, die künftig am Nachmittag in den Grundschulen betreut werden.
Dazu Schulsenator Ties Rabe: "Wir wollen in den nächsten drei Jahren über 100 Hamburger Grundschulen zu Ganztagsschulen entwickeln. Das ist ein großer Schritt, der Eltern und Kindern sehr viele neue Chancen bringt und die Lernvoraussetzungen deutlich verbessert."
Sozialsenator Detlef Scheele: "Sozialpolitisch ist dies eine wegweisende Reform. Wir gehen konsequent den Weg weiter, allen Hamburger Kindern gleiche Startchancen zu verschaffen. Der Bildungserfolg eines Kindes darf in Zukunft nicht mehr von der sozialen Lage seines Elternhauses abhängen."
Rund 115 Millionen Euro jährlich stellt der Senat für den Ausbau der Ganztagsschulen zur Verfügung, 30 Millionen mehr im Jahr als der frühere Senat.
Die wesentlichen Verbesserungen sind:
1. Bessere pädagogische Ausstattung für mehr Erzieherinnen und Erzieher in den Gruppen
2. Budget für Mobiliar und Umbau / Kantinenbau
3. (bezahlte) Kooperationszeiten Schule - Hort für intensive Zusammenarbeit von Lehrern und Erziehern
4. Es können mehr Kinder am Ganztagsangebot teilnehmen
5. Eine Betreuung in den Randzeiten wird sichergestellt
6. Die Standorte erhalten für zwei Jahre eine Starthilfe
7. Ein neues Gebührensystem garantiert, dass die Gebühren in keinem Einzelfall steigen, für viele Eltern sogar sinken.
Senator Detlef Scheele erklärt: "Durch diese Maßnahmen wird die Qualität der Betreuung deutlich verbessert. Zusätzliche Budgets für die Hortträger ermöglichen es, ein wirklich gutes Betreuungs- und Bildungsangebot an den Start zu bringen."
Durch die vorgenommenen Verbesserungen ist es der Schul- und der Sozialbehörde auch gelungen, sich gemeinsam mit den Dachverbänden der Hortträger auf eine Grundsatzvereinbarung zur ganztägigen Bildung und Betreuung an Hamburgs Schulen (GBS) zu verständigen. In den Verhandlungen wurden die zur Verfügung stehenden Mittel im Gegensatz zur ursprünglichen Planung deutlich aufgestockt.
"Die Idee, die hinter GBS steht, haben wir immer unterstützt", so Senator Scheele. "Die Kinder sollen eine verlässliche Betreuung bekommen und nicht zwischen den Systemen Schule und Hort wechseln müssen."
"Aber wir haben stets gezweifelt, dass GBS unter den in der letzten Legislaturperiode gesetzten Bedingungen ein Erfolg sein kann", ergänzt Senator Rabe, "deshalb haben wir die Kritik ernst genommen und die ursprüngliche Idee erheblich verbessert."
Jetzt habe man gemeinsam mit den Trägervertretern beispielsweise die Weichen gestellt, um die Gruppen an den Schulstandorten kleiner zu machen. Die Partner vor Ort aus Schule und Jugendhilfe verfügen nun über sogenannte Kooperationszeiten, also bezahlte Zeit, um sich über pädagogische Belange und die Bedürfnisse einzelner Kinder auszutauschen. Zudem erhalten die Schulen für die ersten zwei GBS-Jahre eine Starthilfe für Planungszeiten und konzeptionelle Entwicklungen.
Ganztagsangebot eröffnet neue Chancen
"Ganztagsschulen sind die richtige Antwort auf mehrere Herausforderungen der Schul- und Sozialpolitik", so Senator Rabe. "Sie bieten mehr Zeit zum Lernen und tragen dazu bei, den Schulalltag entspannter angehen zu können. Es ist einfach mehr Zeit vorhanden."
"Die Ganztagsschule ist aber auch die richtige Antwort auf gesellschaftliche Herausforderungen. Sie bietet die Chance, Familie und Berufstätigkeit zu vereinbaren", ergänzt Senator Scheele. "Für immer mehr Familien in Hamburg ist die Vereinbarkeit ein wichtiges Thema. Mit unseren Kitas sind wir schon sehr vorbildlich. Mit dieser Reform setzen wir bundesweit ein Schlaglicht und gehen mit ihr konsequent den eingeschlagenen Weg weiter, Hamburg zur kinder- und familienfreundlichsten Stadt Deutschlands zu machen".
Für das ambitionierte Ausbauprogramm sollen Schule und Horte unter dem Dach der Schule ein gemeinsames Angebot organisieren. Es umfasst neben der Unterrichtszeit von 8 bis 13 Uhr ein Mittagessen, die kostenlose Betreuung am Nachmittag von 13 bis 16 Uhr, die kostenpflichtige Betreuung in den Früh- und Spätstunden vor 8 und nach 16 Uhr sowie in den Ferienzeiten. Erstmals wird das neue Angebot auch schon auf die Vorschule erweitert. Die Teilnahme ist für alle Eltern freiwillig, das heißt die Eltern entscheiden, ob ihr Kind vor und nach dem Schulunterricht sowie in den Ferien zur Teilnahme angemeldet wird.
Ein neues Gebührensystem garantiert, dass Eltern in keinem Fall höhere Beiträge zahlen als im bisherigen Hortsystem. Ähnlich wie bei den Kita-Beiträgen wird es eine Staffelung nach dem Familieneinkommen und der Familiengröße geben, um die Beiträge sozial gerecht auszugestalten.
Schulsenator Ties Rabe: "Wir wollen, dass möglichst alle Kinder von dem Angebot profitieren. Die zur Finanzierung notwendigen Beiträge sollen für weniger gut verdienende Familien kein Teilnahmehindernis darstellen."
"Wir werden deshalb anders als in den Planungen des Vorgängersenates ein gestaffeltes Beitragssystem bis zu den Herbstferien einführen", so Sozialsenator Detlef Scheele.
Ausbau-Zeitplan
Schulsenator Ties Rabe betonte, dass der Ausbau jetzt zügig gestartet werden soll: "Wir müssen jetzt handeln. Viele Eltern suchen dringend eine Betreuung für ihre Schulkinder. Unser Ziel ist deshalb, bis auf wenige Nachzügler alle Grundschulen zum Schuljahr 2013/14 in eine Ganztagsgrundschule zu überführen. Die ersten Schulen sollen bereits zum Schuljahr 2012/13 starten. Schon jetzt habe ich veranlasst, dass in allen Schulen der Einbau von Kantinen geplant wird. Dennoch werden wir bis zum Start vieler Schulen noch nicht alle Bauarbeiten abschließen können. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass - wie bei vielen Pilotschulen - Schulleitung, Elternschaft und Kollegium konstruktiv den Prozess begleiten - denn für jede Schule ist die neue Entwicklung eine riesengroße Chance. Anfangsprobleme werden sich aber nicht ganz vermeiden lassen."
Senator Scheele: "Ich freue mich, dass für die 2012 startenden Schulen bereits in diesem Jahr und für die 2013 startenden Schulen bis spätestens Ende März die Jugendhilfepartner ausgewählt werden. So entsteht für die Träger und für die Eltern frühzeitig Planungssicherheit."
Mit Schuljahresbeginn sind 21 Schulen in die Modellphase eingestiegen. 15 Schulen haben am Vormittag Unterricht und bieten davor, ab 13 Uhr sowie in den Ferien eine Betreuung an. Bei sechs gebundenen Ganztagsschulen beginnt die Nachmittagsbetreuung ab 16 Uhr, dort ist die Unterrichtszeit über den ganzen Tag verteilt. Insgesamt über 2.000 Schülerinnen und Schüler wollen das Angebot an diesen Standorten wahrnehmen. Zählt man die sieben Pilotschulen hinzu, die seit dem vergangenen Schuljahr GBS anbieten, nehmen in Hamburg über 3.000 Grundschulkinder an der ganztägigen Bildung und Betreuung teil. Vor der Einführung von GBS wurden die Eltern an den Schulstandorten, meist von Schule und Jugendhilfeträger gemeinsam, über diese neue Form der offenen Ganztagsschule informiert. An den Schulen gab es beispielsweise Elternabende, Informationsmessen, Elternbriefe und Informationen über das Internet.
Die flächendeckende Einführung der Ganztägigen Bildung und Betreuung an Schulen ist für das Schuljahr 2013/2014 vorgesehen. Bereits zum Schuljahr 2012/2013 können weitere Standorte in das neue System einsteigen.
Informationen zu Ganztagsschulen und GBS finden Sie im Internet unter: http://www.hamburg.de/ganztag
Für Rückfragen der Medien:
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und Berufsbildung
Peter Albrecht, Pressesprecher
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E-Mail: peter.albrecht@bsb.hamburg.de
Internet: www.hamburg.de/bsb
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Familie und Integration
Nicole Serocka, Pressesprecherin
Tel.: (040) 428 63 - 2889
E-Mail: nicole.serocka@basfi.hamburg.de
Internet: www.hamburg.de/basfi
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