BERLIN-Studie zur Berliner Schulstrukturreform : Datum:
Bildungssenatorin Sandra Scheeres hat gemeinsam mit Prof. Dr. Jürgen Baumert (Max-Planck-Institut für Bildungsforschung) und Prof. Dr. Kai Maaz (Universität Potsdam) die ersten Ergebnisse der BERLIN-Studie vorgestellt.
Durch die BERLIN-Studie erfolgt eine wissenschaftliche Begleitung und Evaluation der Berliner Schulstrukturreform einschließlich der Neugestaltung des Übergangsverfahrens in die weiterführenden Schulen. Die Studie wird vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung zusammen mit der Universität Potsdam und dem Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik Kiel durchgeführt.
Die aktuellen Untersuchungsergebnisse basieren auf den Schülerinnen und Schülern, die zu Beginn des Schuljahres 2011/12 in die neue zweigliedrige Sekundarstufe eintraten und als erste Schülergruppe in das neue Übergangsverfahren einbezogen waren. 87 Grundschulen mit rund 3.900 Schülerinnen und Schüler nahmen daran teil. Befragt wurden außerdem die Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen. Die BERLIN-Studie, die von 2010-2017 angelegt ist, evaluiert die Schulstrukturreform im Hinblick auf ihre Ziele:
- alle Kinder und Jugendlichen zu höchstmöglichen schulischen Erfolgen und die übergroße Mehrheit zum mittleren Schulabschluss am Ende der 10. Jahrgangsstufe zu führen
- den Anteil derjenigen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, deutlich zu verringern
- die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft deutlich zu verringern
- die Abiturientenquote innerhalb der nächsten zehn Jahre deutlich zu erhöhen
„Wir wollten in einem ersten Schritt erfahren, wie die neue Schulstruktur und das neue Übergangsverfahren von den betroffenen Eltern und Schulen wahrgenommen werden und welche Auswirkungen die Reform auf leistungs- und sozial bedingte Disparitäten sowie auf die Wahl der Einzelschule hat“, so die Bildungssenatorin. „Erfreulich ist, dass sich bei einem überwiegenden Teil der Eltern eine hohe bis sehr hohe Zufriedenheit mit der besuchten weiterführenden Schule zeigt. Damit bestätigen die bisherigen Studienergebnisse das jetzige Verfahren“, betonte Scheeres.
Die Umstellung auf das zweigliedrige Schulsystem wird vom überwiegenden Teil der Lehrkräfte und Schulleitungen sowie der Mehrheit der Eltern befürwortet. Gleiches gilt für die Stärkung der Berufsorientierung, das Duale Lernen sowie den flächendeckenden Ganztagsbetrieb an den Integrierten Sekundarschulen (ISS). Die Abschaffung der Klassenwiederholungen an den ISS wird differenzierter betrachtet. Das neue Übergangsverfahren ist unter allen Akteuren entweder völlig unstrittig oder doch weitgehend akzeptiert. Die Studie konstatiert, dass der Großteil der Elternschaft mit der besuchten weiterführenden Schule zufrieden oder sogar sehr zufrieden ist. Strittig bleibt hingegen der Losentscheid.
Die Studie stellt zwischen den Jahren 2005 und 2011 einen längerfristigen Anstieg der Empfehlungen für das Gymnasium um 8 Prozentpunkte von 37 % auf 45 % fest – bei gleichbleibenden Gütemaßstäben. Es gibt also über die Jahre mehr Schülerinnen und Schüler, welche die Anforderungen für eine Gymnasialempfehlung erfüllen – die Anforderungen für die Kinder sind dabei konstant geblieben. Erfreulich ist auch, dass bei der Übergangsempfehlung in Berlin nach Berücksichtigung der Schülerleistungen keine zusätzlichen Effekte der familiären Herkunft feststellbar sind.
Der Anstieg der Übergangsquoten auf das Gymnasium fiel mit 6,5 Prozentpunkten etwas niedriger aus als bei den Empfehlungen. Senatorin Scheeres sieht es als gutes Zeichen, dass sich Eltern, deren Kinder eine Gymnasialempfehlung erhalten, nicht immer für das Gymnasium, sondern für eine der vielen Integrierten Sekundarschulen der Stadt entscheiden: „Durch die Schulreform ist sichergestellt, dass die Kinder, die eine ISS besuchen, selbstverständlich auch bis zum Abitur weiterlernen können.“
Die Untersuchungen zur Wahl der weiterführenden Schulen haben ergeben, dass etwa zwei Drittel der Eltern von der Möglichkeit Gebrauch machen, drei Schulwünsche anzugeben und dabei zum überwiegenden Anteil eine klare Schulformpräferenz erkennen ließen. 94 % gaben wenigstens einen Schulwunsch an. Deutlich wurde, dass ISS mit gymnasialer Oberstufe am stärksten nachgefragt waren. Eltern leistungsstärkerer Schülerinnen und Schüler wählen in besonderem Maß übernachgefragte Schulen, wobei dies vor allem für die ISS gilt. Betrachtet man alle drei Schulwünsche zusammen, beträgt die Quote der erfüllten Wünsche 98 % für die Gymnasien und 89 % für die Sekundarschulen. Auch bei nicht realisiertem Erstwunsch zeigt sich beim überwiegenden Teil der Eltern eine hohe Zufriedenheit mit der besuchten Schule.
Der Großteil der Eltern macht von dem neuen Verfahren aktiv Gebrauch. „Das haben wir auch der guten Beratung in den Grundschulen und weiterführenden Schulen zu verdanken. Mein Ziel ist es, auch die 6 % der Eltern zu erreichen, die bislang keine Schule für ihr Kind aussuchen“, so Bildungssenatorin Scheeres. „Einen weiteren Punkt, den wir verstärkt nach außen kommunizieren müssen, sind die bereits bestehenden Kooperationsvereinbarungen zwischen Integrierten Sekundarschulen und den Oberstufenzentren. Jede Sekundarschule führt zum Abitur!“
In der nächsten Stufe wird sich das Studiendesign mit den am Ende der Sekundarstufe I erreichten Bildungserträgen wie Leistungen und erreichte Abschlüsse sowie den Übergang in die berufliche Erstausbildung beziehungsweise in einen vorakademischen Bildungsgang (Gymnasium) befassen.